EFCT Terminologie
Die hier vorgestellten Definitionen versuchen Schlüsselbegriffe, die im Rahmenpro-gramm gebraucht werden, im Hinblick auf ihre genaue Verwendung zu definieren. Wo paneuropäische Institutionen bereits Begriffe definiert haben, wurde diesen Definitionen der Vorzug gegeben.
Attitude = dt. Haltung (Attitüde)
(Vorgefasste) Ideen oder Überzeugungen, die eine Person gegenüber anderen Personen, Situationen, Mitgliedern der Gesellschaft, Ideologien, Ereignissen, etc. hegt. Sarnoff (1970) definiert Haltung als „eine Gesinnung, auf eine Objektklasse positiv oder negativ zu reagieren”. Haltungen werden offenkundig durch bestimmte Verhaltensweisen und das Ausdrücken von Überzeugungen oder Gefühlen und können das Lernen entweder unterstützen oder behindern. Das kritische Nach-denken und der Dialog über Haltungen als sozial konstruierte Phänomene tragen dazu bei, dass Individuen ihre eigene Haltung und ihr eigenes Lernen besser verstehen. Meta-affektive Reflexionen und Bewusstmachungsprozesse können dies ebenfalls unterstützen
Assessment = dt. Bewertung/ Beurteilung
Ein Prozess, bei dem Daten zum Nachweis eines bestimmten Zwecks gesammelt und ausgewertet werden. In der Pädagogik dient Bewertung als Instrument, welches das Lernen unterstützt und dazu beiträgt, erzielte Lernfortschritte im Hinblick auf das Erreichen festgelegter Ergebnisse für die Lernenden zu messen. Der Begriff wird manchmal synonym mit dem Begriff „Evaluation” verwendet. Bewertung bezieht sich auf die individuellen Leistungen der Schülerinnen und Schüler, wohingegen sich Evaluation mit Systemen, Materialien, Verfahren und deren Qualitäten befasst.
Es ist üblich, zwischen formativer und summativer Bewertung zu unterscheiden. Bei der formativen Bewertung werden die Lernprozesse (Haltungen, Fähigkeiten, Gewohnheiten, Kenntnisse) des einzelnen Lernenden gemeinsam mit ihm über längere Zeitspannen hin analysiert und dazu verwendet, Lernprozesse zu verbessern. Die summative Bewertung basiert auf einer Überprüfung des Lern-stands einer Schülerin oder eines Schülers zu bestimmten Zeitpunkten, häufig am Ende einer Lerneinheit oder eines Schuljahres.
Die Verfahren für die summative Bewertung sind häufig mit externen Prüfungen verbunden, die durch statistische Verfahren untermauert und häufig eingesetzt werden, um wichtige Entscheidungen über einzelne Lernende (z. B. bestanden/nicht bestanden) und/oder die Lehrkraft (angemessener/unzureichender Unterricht) zu fällen.
Während die formative Bewertung dazu beiträgt, die Autonomie von Lernenden und Lehrenden zu erweitern, wird von vielen ForscherInnen darauf hingewiesen, dass die summative Bewertung im Rahmen von Einzeltestverfahren mit weitreichenden Konsequenzen für die Lernenden (im Falle des Bestehens und des Nicht-Bestehens des Tests) zu signifikant negativen Folgen führen kann, u.a. zu geringeren Lernerfolgen.
Change models = dt. Veränderungsmodelle
Bei Veränderungsmodellen handelt es sich um Modellstrukturen, die Organisa-tionen jedweder Art dabei unterstützen, Veränderungen durchzuführen, wie z. B. das Einführen von Innovationen in der Bildung.
Kotter (1995, 2002) nennt acht Schritte, die Veränderungen kennzeichnen: Feststellen einer gewissen Dringlichkeit; Zusammenführen einer Gruppe von Gleichgesinnten; Entwicklung einer Strategie und einer Vision; Kommunizieren der Veränderungsvision; Ermöglichen einer Maßnahme, die von vielen mitgetragen wird; Generieren kurzzeitiger Gewinne; Konsolidierung der Gewinne, Herbeiführen weiterer Veränderungen und Verankerung der Veränderungen im jeweiligen kulturellen Segment.
Fullan (2001) macht folgenden Vorschlag: kontinuierliche Fokussierung auf den moralischen Zweck; eine Veränderung verstehen; Stärkung der Kohärenz der zahlreichen Aspekte einer geplanten Veränderung; Aufbau von Beziehungen; Schaffen und Austausch von Wissen; und Aufbau eines Einverständnisses bei den internen und externen Interessengruppen einer Organisation.
Bennet und Bennet (2008) schlagen vor, die Autonomie der Lernenden zu steigern, indem man den Fachleuten gestattet, die Veränderungen vorzunehmen, die sie für geeignet halten. Die individuellen Lernenden werden dazu ermutigt, ihr eigenes Lernmanagement zu betreiben und Veränderungen unter Berücksichtigung der folgenden Faktoren zu planen: Bewusstmachen, verstehen, glauben, sich gut fühlen, übernehmen, integrieren und anwenden.
PädagogInnen, die mit Veränderungsmodellen vertraut sind, können Veränderungen effektiver gestalten. Darüber hinaus kann die Vertrautheit mit solchen Modellen Lehrenden und Schülerinnen und Schülern helfen, Autonomie und Handlungsfähigkeit zu entwickeln.
CLIL (Content and Language Integrated Learning)
CLIL ist ein pädagogischer Ansatz, in welchem eine zweite Sprache für die Vermittlung und das Lernen von Sachfächern und von Sprache mit dem Ziel eingesetzt wird, sowohl die Beherrschung des Sachfachs als auch der Sprache im Hinblick auf vorab festgelegte Ziele zu fördern. (Maljers, Marsh, Wolff, Genesee, Frigols-Martin, Mehisto, 2010)
Competence = dt. Kompetenz
Die nachgewiesene Befähigung, Wissen, Fertigkeiten sowie persönliche, soziale und/oder methodische Fähigkeiten in Arbeits- oder Lernsituationen und bei der beruflichen und persönlichen Fortbildung anwenden zu können. Im Kontext des Qualifikationsrahmenprogramms der Europäischen Union wird Kompetenz als Verantwortung und Autonomie beschrieben (Europäische Kommission, 2008).
(European key) competences for life-long learning = dt. (Schlüssel-)
Kompetenzen für lebenslanges Lernen
Diese acht unabhängigen Schlüsselkompetenzen beschreiben die wesentlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen, die zentrale Bestandteile lebenslangen Lernens sind. Sie alle betonen kritisches Denken, Kreativität, Initiativen,
Problemlösung, Risikobewertung, Entscheidungen und den konstruktiven Umgang mit Gefühlen. Die acht Schlüsselkompetenzen sind: Kommunikation in der Mutter-sprache; Kommunikation in Fremdsprachen; mathematische Kompetenz und Grundkenntnisse in Naturwissenschaften und Technologie; digitale Kompetenz; Lernen lernen; soziale und auf bürgerliches Handeln ausgerichtete Kompetenzen; Gefühl für Initiative und Unternehmertum; kulturelle Bewusstheit und Aus-drucksfähigkeit (Europäisches Parlament und Europarat, 2006).
Evaluation = dt. Evaluation
Dieser Begriff wird häufig verwendet, um zu beschreiben, wie man Belege zur Funktionsweise von (Bildungs)-Programmen, Systemen, Verfahren und Prozessen sammeln und eine Auswertung dieser Belege im Hinblick auf konkrete oder gewünschte Ziele durchführen kann (Harlen, 2007). Eine Evaluation liefert z. B. Informationen über die Qualität eines Curriculums, eines Studienprogramms oder einer Unterrichtsreihe. Wie bei der Bewertung (siehe oben) werden auch bei der Evaluation formative und summative Ansätze eingesetzt; aber anstatt die individuellen Fortschritte und Ergebnisse der Lernenden zu bewerten, werden diese im Hinblick auf umfassendere „systembasierte” Fragen analysiert, wie z. B. ein vollständiges Studienprogramm, signifikante Bestandteile eines solchen oder wichtige Merkmale, wie z. B. wie die Lehrkräfte unterrichten und die SchülerIn-nengruppen lernen.
Grounded professional confidence = dt. Fundiertes professionelles Selbst-vertrauen
Zu wissen, wann das eigene Denken und die eigenen Fähigkeiten fundiert genug sind, um eigene Entscheidungen treffen zu können und diesbezüglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, während man gleichzeitig die beruflichen Standards beibehält und das eigene Lernen vorantreibt (Mehisto, 2010).
Knowledge = dt. Wissen
Wissen entsteht durch die Aufnahme von Informationen beim Lernen. Wissen ist die Gesamtheit an Fakten, Prinzipien, Theorien und Praktiken, die sich auf einen Arbeits- oder Studienbereich beziehen. Im Kontext des Europäischen Qualifikationsrahmenprogramms wird Wissen als theoretisches bzw. als Faktenwissen beschrieben.
Learner autonomy = dt. Lernerautonomie
„Die Fähigkeit, das eigene Lernen in die Hand zu nehmen” (Holec, 1981). David Little (1991) erweitert diese Definition und erklärt, dass Lernerautonomie die „Fähigkeit, sich von festgefügten Strukturen lösen zu können, die Fähigkeit zur kritischen Reflexion, zurEntscheidungsfindung und zum unabhängigen Handeln einschließt”.
Learning outcomes = dt. Lernergebnisse
Ein Lernergebnis beschreibt das nach einem Lernprozess verfügbare und bleibende Wissen, die bleibenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen, die es Lernenden ermöglichen, das Erlernte in ihrem persönlichen und beruflichen Leben einzusetzen. Einfacher ausgedrückt, es ist die Summe dessen, was ein Schüler /eine Schülerin weiß und kann, als Ergebnis dessen, was er oder sie gelernt hat. Lernergebnisse werden häufig in Bezug auf Kompetenzen definiert.
Professional learning communities = Professionelle Lerngemeinschaften
„Eine professionelle Lerngemeinschaft ist eine zusammengehörige Gruppe von Menschen, die, motiviert durch eine gemeinsameLernvision, einander unterstützen und miteinander arbeiten und Wege innerhalb und außerhalb ihrer unmittelbaren Gemeinschaft finden, um ihre. Praktiken zu hinterfragen und zusammen neue und bessere Ansätze zu erwerben, die das Lernen aller Schülerinnen und Schüler verbessern.” (Stoll/Seashore Louis, 2006)
Professionelle Lerngemeinschaften neigen dazu:
- gemeinsame Werte und Visionen zu haben;
- kollektiv die Verantwortung für das Lernen der Schülerinnen und Schüler zu übernehmen;
- ein überprüfendes Reflektieren des professionellen Handelns zu fördern;
- Formen von Zusammenarbeit zu unterstützen, die eine offene und ehrliche Diskussion einschließen;
- sowohl das Gruppen- als auch das individuelle Lernen zu fördern’.
(Bolam et al., 2005).
Skills = dt. Fähigkeiten/Fertigkeiten
Die Befähigung, Wissen anzuwenden und Know-how einzusetzen, um Aufgaben und Probleme zu lösen. Im Kontext des Europäischen Qualifikationsrahmenprogramms (Europäisches Parlament und Europäischer Rat, 2008) werden Fähigkeiten als kognitiv (Einsatz logischer, intuitiver und kreativer Denkprozesse) oder praktisch (Einsatz manueller Fertigkeiten und Methoden, sowie von Materialien, Werkzeugen und Instrumenten) verstanden.