Eine positive Grundeinstellung gegenüber allen Sprachen
Ein gesamtsprachencurriculares Projekt sollte nur jemand mit einer grundsätzlich positiven Grundeinstellung gegenüber Mehrsprachigkeit und allen Sprachen und Sprachenvarietäten durchführen. In einer solchen Grundeinstellung gibt es kein Wichtiger oder Unwichtiger von bestimmten Sprachen. Das Aufrechterhalten der Herkunftssprache bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Erwerb der Unterrichtssprache beeinträchtigt wird. Natürlich heißt das nicht, dass alle Sprachen bei allen Aktivitäten vorkommen müssen oder auch nur können, aber es werden nicht von vorneherein an einer Schule vorhandene Sprachen aus den Konzepten ausgeschlossen, und es werden perspektivisch und langfristig alle Sprachen planerisch mit einbezogen.
Macht abgeben können
Es bedarf der Bereitschaft, sich im Unterricht auch mit Sprachen auseinanderzusetzen, die man selbst nicht spricht. Das heißt natürlich nicht, die grundsätzliche Rolle als Steuerungsinstanz (und letztendlich verantwortliche und notengebende Person) abzugeben, aber bedeutet durchaus, Schülerinnen und Schülern zuzugestehen und es auszuhalten, dass sie etwas wissen und können, was ich selbst im Moment nicht kann oder weiß (z.B. wie ein bestimmtes Ritual in einer mir vollkommen unbekannten Sprache heißt oder wenn eine Schülerin einem soeben neu angekommenen Schüler etwas in der gemeinsamen Herkunftssprache erklärt).
Eigeninitiative und Durchhaltevermögen
Ich brauche Durchhaltevermögen und immer wieder viel Eigeninitiative, um gesamtsprachencurriculare Ideen in meinen Unterricht zu integrieren, diese Ideen mit dem Unterricht von KollegInnen zu vernetzen und sie immer wieder neu zu erfinden, gegen Widerstände zu verteidigen und gegenüber allen Beteiligten zu rechtfertigen.
Kollegialität und Teamarbeit
Diese individuellen und persönlichen Bedingungen brauchen außerdem große Kollegialität und intensive Teamarbeit, die systematisch ja ohnehin notwendig sind. Nur selten kann ich alleine entsprechende gesamtsprachencurriculare Aktivitäten einführen; ich brauche die KollegInnen, natürlich die Schülerinnen und Schüler, und oft auch die Eltern.
Unterstützung durch Schulleitung und Schulaufsicht
Eine wichtige Voraussetzung ist die aktive Unterstützung durch die übergeordneten Instanzen: Wenn meine Direktorin meine Ideen gut findet und mir Freiraum gibt, lassen sich diese Ideen einfacher umsetzen, als wenn ich es ohne ihre Unterstützung oder gar gegen ihren Widerstand tun muss. Wenn dann auch noch die jeweilige Schulaufsicht neue Ideen unterstützt, gibt es institutionell nicht so viele Hindernisse. Dann können zunächst kleinere Initiativen wachsen und später dauerhaft verankert werden, um andere Initiativen erweitert und idealerweise vernetzt werden.