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Ein Wegweiser für Schulen zur Förderung der Unterrichtssprache(n) - Das Projekt ist fast am Ziel!

Author: Catherine Seewald/Mittwoch, 22. Mai 2019/Categories: Show on front page, ECML programme 2016-2019, A roadmap for schools to support the language(s) of schooling

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Autorinnen: Rebecca Dahm (Frankreich, Projektleiterin), Katri Kuukka (Finnland), Selin Öndül Talegon (Schweiz), Nermina Wikström (Schweden)

 

Das Projekt „Ein Wegweiser für Schulen zur Förderung der Unterrichtssprache(n)“ wird vom Europäischen Fremdsprachenzentrum des Europarats (EFSZ) koordiniert und von einem Team von vier Expertinnen entwickelt. Es richtet sich an Primar- und Sekundarschulen, die ihren SchülerInnen zu einem besseren Lernerfolg verhelfen wollen. Insbesondere SchülerInnen, die für das Erlernen der Unterrichtssprache(n) auf die Schule angewiesen sind, sind im Fokus dieses Projekts. Mit dem Begriff „Unterrichtssprache(n)“ sind Sprachen gemeint, die üblicherweise für den Unterricht der verschiedenen Schulfächer verwendet werden. Der fehlende Zugang zu dieser Sprache im familiären Kontext, sei es aufgrund eines niedrigen sozioökonomischen Status, eines Neuzuzugs, oder z.B. der Gebärdensprache als Familiensprache, erschwert es diesen SchülerInnen, Wissen auf der gleichen Grundlage wie andere MitschülerInnen zu erwerben.

Im Jahr 2018 hat das Projektteam in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von ExpertInnen ein Online-Selbtbeurteilungstool entwickelt, das den ersten Abschnitt des Wegweisers darstellt. Im Jahr 2019 wird der Wegweiser mit der Einrichtung einer Datenbank mit „Beispielen vielversprechender Praxis“ abgeschlossen, die aus EFSZ-Projekten und/oder der Praxis aus verschiedenen Ländern Europas zusammengestellt wird. Schulen, die den Wegweiser benutzen, erhalten Rückmeldung über ihre Stärken und ihren Entwicklungsbedarf sowie Praxisbeispiele aus den Bereichen, die ihre Entwicklung unterstützen können. Somit bekommen sie gute Grundlagen um ihre eigene Schulentwicklung voranzutreiben.

 

Wichtige Definitionen

Vor weiterführenden Erklärungen zum Wegweiser, ist es wichtig, die folgenden Konzepte zu klären: Unterrichtssprache(n), sprachliche Dimension, akademische Sprache und vulnerable SchülerInnen.

Unterrichtssprache(n) ist/sind die Sprache(n), die für den Unterricht in den verschiedenen Schulfächern sowie für das Funktionieren der Schulen verwendet wird/werden (Rec(2014)5, Ministerkomitee, Europarat, 2014).

Beacco et al (2016) betonen auch, dass ALLE Lehrpersonen sich der sprachlichen Dimension ihres Fachs bewusst sein müssen. Das Ziel eines jeden Faches ist es, den SchülerInnen zu helfen, Wissen und Kompetenzen zu erwerben. Ohne Verständnis der inhaltlichen Bedeutung der verwendeten Begriffe bleibt dies jedoch oft erfolglos.

Die im Schulunterricht verwendete Sprache ist daher ein Instrument, das sowohl der inhaltlichen Konzeption als auch dem rationalen und „akademischen" Ausdruck nach den fachspezifischen Konventionen und Registern dient (Vollmer, 2006). Mit „Akademischer Sprache“ ist die Art der Sprache zu verstehen, die benötigt wird, um erfolgreich an kognitiv anspruchsvollen Aktivitäten teilzunehmen, sie zu verstehen und darüber zu kommunizieren, sowohl alters- als auch kontextspezifisch (Himmele & Himmele, 2009).

Schließlich ist für den Wegweiser auch das Konzept der vulnerablen SchülerInnen von zentraler Bedeutung: Wie Fleming (2009) beschreibt, bezieht sich dieser Begriff auf alle SchülerInnen, die auf den Schulunterricht angewiesen sind, um das breite Spektrum kultureller Codes, welche in den formalen Gebrauch von Sprache integriert sind, zu verstehen und zu lernen.

 

Ein digitaler Wegweiser für Schulen

Ausgehend von diesen Konzepten haben wir ein „Wegweiser“ erstellt, ein digitales Selbstevaluationstool, das die Schulen bei der Planung und der Umsetzung eines von ihnen selbst festgelegten Strategieplans unterstützt. Um dies zu erreichen, werden alle Beteiligten an einer Schule (Schulleitungen, Lehrpersonen, weiteres Schulpersonal, SchülerInnen und Eltern) eingeladen, einen jeweils an die verschiedenen Gruppen angepassten Fragebogen zur Selbsteinschätzung auszufüllen. Die Bedeutung der Gemeinschaft ausserhalb der Schule wird dabei anerkannt, obwohl sie nicht als eigenständig beteiligte Einheit befragt wird.

Jede beteiligte Person wählt ihre Funktion im Schulverband und gelangt dadurch zu einem passenden Fragebogen. Hier sehen Sie die Einstiegsseite zum Fragebogen.

Screenshot 1: Einstiegsseite zum Fragebogen

Jede Person wird angeleitet, anhand einer Reihe von Aussagen über neun Themenbereiche nachzudenken. Dies führt zu einer Einschätzung, wie die Schule die sprachliche Dimension der Fächer berücksichtigt, die verfügbaren Ressourcen kennt und nutzt, und SchülerInnen und ihre Familien in ihrer Vielfalt willkommen heißt. Für jede Aussage bewertet der/die TeilnehmerIn die Schule auf einer Skala von 1 bis 4 (oder von rot bis grün). Hier ein Beispiel:

Screenshot 2: Eine der Aussagen, die eine Lehrperson einschätzt

Nach Abschluss der Umfrage besteht die Möglichkeit, die persönlichen Antworten im Überblick zu betrachten und auszudrucken. Dies ermöglicht den Teilnehmenden ihre eigenen Antworten mit dem Gesamtergebnis der Schule zu vergleichen.

Screenshot 3: Überblick über die persönlichen Ergebnisse einer Lehrerperson

Die Schulen erhalten dann einen Bericht, der auf der Analyse aller Antworten der verschiedenen Beteiligten basiert und die Stärken sowie Entwicklungsmöglichkeiten der gesamten Schule aufzeigt. Die Ergebnisse aller Beteiligten sind auf jeder einzelnen Themenbereichsachse positioniert, so dass die Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten für die gesamte Schule auf einen Blick sichtbar werden.

Screenshot 4: Rückmeldung auf Schulebene

Die Schule wird auf den/die Themenbereich(e) aufmerksam gemacht, für den/die es eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Antworten der verschiedenen Beteiligten gibt: Auch wenn das Gesamtergebnis positiv sein mag, ist die Tatsache, dass die Meinung einiger Beteiligter nicht mit dem Rest der Befragten übereinstimmt, doch diskussionswürdig.

Jeder Themenbereich kann auch vertieft analysiert werden, um die Positionen der verschiedenen Beteiligten als Gruppe zu verstehen, wobei die Anonymität der Befragten gewährleistet ist (siehe Screenshot 5).

Screenshot 5: Detaillierte Rückmeldung zum Themenbereich „Sprachressourcen in der Schule“

Schließlich werden inspirierende Ideen und Praxisbeispiele (sogenannte Beispiele vielversprechender Praxis) aufgezeigt, um die Diskussion unter den Beteiligten einer Schule anzuregen, was wiederum die Planung der eigenen Maßnahmen erleichtern soll.

 

Aussichten für die Zukunft

Der Workshop am 15. und 16. November 2018 in Graz ermöglichte es, weitere Modifikationen am Tool vorzunehmen und die Benutzerfreundlichkeit in der neuen Version zu verbessern. Die ExpertInnen haben auch eine Reihe von Beispielen vielversprechender Praxis geliefert, die in die Datenbank aufgenommen werden, um die Schulen, die den Wegweiser benutzen, zu inspirieren. Der letzte Schritt, auf den wir uns im Laufe des Jahres 2019 konzentrieren werden, ist die Weiterentwicklung dieser Datenbank, die es ermöglichen wird, eine große Anzahl von Praxisbeispielen nicht nur aus laufenden und früheren EFSZ-Projekten aufzuzeigen, sondern auch eine Reihe lokaler Initiativen oder nationaler und internationaler Projekte hervorzuheben.

 

Referenzen

Beacco, J.-C., Fleming, M., Goullier, F., Thürmann, E., & Vollmer, H. (2015). The linguistic dimensions in all school subjects: a handbook for curriculum development and teacher training. Strasbourg: Council of Europe. https://rm.coe.int/09000016806a55b9

Council of Europe (2014). Recommendation CM/Rec(2014)5 of the Committee of Ministers to member states on the importance of language skills for equity and quality in education and educational success (adopted by the Committee of Ministers on 2 April 2014 at the 1196th meeting of the Ministers' Deputies). https://search.coe.int/cm/Pages/result_details.aspx?ObjectID=09000016805c6105

Fleming, M. (2009). Languages of schooling and the right to plurilingual and intercultural education. In Intergovernmental Conference Report. Strasbourg: Council of Europe. https://rm.coe.int/16805a2350

Himmele, P., & Himmele, W. (2009). The language-rich classroom: A research-based framework for teaching English language learners. ASCD.

Vollmer, H. J. (2006) Languages across the curriculum. Preliminary study. Strasbourg: Council of Europe. https://rm.coe.int/CoERMPublicCommonSearchServices/DisplayDCTMContent?documentId=09000016805c7464

 

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