Mit diesen Hinweisen möchten wir Ihnen Beispiele schulischer gesamtsprachencurricularer Praxis nennen, die an den PlurCur-Projektschulen entwickelt und durchgeführt wurden. Damit möchten wir Ihnen zeigen, wie vielfältig die Projekte waren, und Ihnen Ideen für einen Anfangspunkt an Ihrer Schule geben. Nicht jede Aktivität oder jedes Teilprojekt, die in den Schulberichten genannt werden, wird an jeder Schule machbar sein, sondern alle Teilprojekte müssen stets in die Gesamtstrategie Ihrer Schule eingefügt werden und zum Profil Ihrer Schule passen, interessierte Beteiligte anziehen und auf jeden Fall mehrfach ausprobiert werden. Man kann nach einmaliger Durchführung eines Projektes nicht sagen, ob es wirklich funktioniert oder nicht. Das ergibt sich immer erst nach mehreren Wiederholungen. Diese Erfahrung haben auch die am Projekt beteiligten Schulen gemacht und sich daher durch einen Misserfolg im ersten Durchlauf nicht entmutigen lassen.
Projekte im Rahmen des Schullebens
Sprachencafé / Sprachentage : Mehrere Projektschulen haben mehrsprachigkeitsbezogene Aktivitäten schulweit – d.h. außerhalb des Klassenunterrichts - organisiert und dabei auch die Eltern mit einbezogen, die sich oft gerne beispielsweise am Sprachencafé als SprachenexpertInnen engagiert oder mit Speisen aus ihren Herkunftsländern beteiligt haben. Die Sprachen, die an einer Schule vorhanden waren und gesprochen wurden, wurden auf Postern oder in Sprachenproben vorgestellt. Besonders die Partnerschule in Estland hat auch die Öffentlichkeit zu ihren Sprachentagen eingeladen, so dass die Schule mit diesen Aktivitäten zugleich Werbung für ihre Arbeit machen konnte. – Die Schulen in Südtirol berichten von erfolgreichen (Vor-)Lesetagen in verschiedenen Sprachen, an denen sich ebenfalls Eltern gerne beteiligen.
Projekte im Rahmen des Curriculums
Sprachenwoche/Sprachendetektive: Die Schule in Lüdenscheidt hat während der klassenübergreifenden Projektwochen (5-7. Kl.) mehrfach die „Sprachendetektive“ angeboten, um das EurocomGerm-Konzept auf den Schulbereich anzuwenden. Vorteil einer solchen Sprachenwoche ist die Gelegenheit, ganz intensiv Sprachen zu lernen, Nachteil ist die fehlende Nachhaltigkeit und Langfristigkeit. Darum hat die Schule entschieden, die Sprachendetektive in weiterentwickelter Form für ältere Jugendliche in den Wahlpflichtunterricht der 9. Klassen zu überführen, ein Angebot, welches bisher nie unter mangelnden Teilnahmezahlen zu leiden hatte.
Wahlpflichtunterricht
Wahlpflichtunterricht gibt es an vielen Schulen, hier ist es oft nicht schwierig, ein mehrsprachigkeitsbezogenes Angebot mit unterzubringen, obwohl man sich klar darüber sein muss, dass die Konkurrenz der anderen Wahlpflichtangebote oft stark ist und man in erster Linie SchülerInnen begeistert, die ohnehin sprachenlernstark sind. Das ist natürlich nicht schlecht, aber es wäre natürlich auch gut, auch SchülerInnen anzusprechen, die sich eher nicht für das Lernen von Sprachen begeistern oder meinen, sie seien nicht geeignet. Hier ist das Angebot des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Köln attraktiv, weil die SchülerInnen es in erster Linie wegen des Theaterspielens wählen:
Mehrsprachige Theater-AG: Das Angebot richtet sich an 5.-7. Klassen und hat zum Ziel, dass die SchülerInnen eigene Stücke schreiben, die mehrsprachig organisiert sein müssen. Alle Sprachen werden mit einbezogen, nicht nur die klassischen Fremdsprachen, sondern auch die Herkunftssprachen oder andere Sprachen, die im Repertoire der beteiligten SchülerInnen vorhanden sind. Dieses Wahlpflichtangebot läuft seit vielen Jahren, wird immer weiter perfektioniert und findet jedes Jahr erneut genügend Interessierte.
EuroComGerm: Nachdem das Angebot der Lüdenscheidter Schule neben der Projektwoche auf Wahlpflichtunterricht erweitert wurde, haben SchülerInnen der 7.-9. Klassen die Möglichkeit, sich ein ganzes Schuljahr lang mit dem sprachenübergreifenden Lernen zu beschäftigen. Inzwischen bestehen Möglichkeiten, das gelernte Transferpotenziel auch auf andere Sprachen zu übertragen.
Sprachenübergreifende Arbeit
Die Entwicklung einer gemeinsamen schulweiten Grammatikterminologie ist der Aspekt, den fast alle beteiligten Partnerschulen umgesetzt haben (d.h. Sie finden in fast allen Schulbeschreibungen Hinweise dazu). Am erfahrensten sind hier die KollegInnen der Wasserburger Projektschule, die ebenfalls schon viele Jahre gemeinsame Stunden mehrerer Fächer ausprobieren und weiterentwickeln, spezifisch in der Kooperation zwischen Latein und Englisch, einschließlich des Einbezugs des Faches Deutsch und des Dialekts. Eine ausgeprägte Planung zum sprachenübergreifenden Arbeiten findet man auch in den Berichten der beteiligten französischen Schulen.
Mehrsprachigkeitsunterricht, der Fremdsprachenlernstrategien, Bewusstmachungsarbeit und das Potenzial, das Mehrsprachigkeit bietet, thematisiert, findet sehr erfolgreich an der Rankweiler Schule statt. Hier ist es auch gelungen, diesen Unterricht mit einer Wochenstunde in die reguläre Stundentafel zu integrieren, so dass das Thema Mehrsprachigkeit tatsächlich integraler Bestandteil des Schulcurriculums ist. – Spezielle bewusstmachende Verfahren wurden auch an der Wiener Schule ausprobiert.
Fächerübergreifende und curriculare Arbeit
Gemeinsame Planung von fächerübergreifendem Unterricht oder Unterricht, der spezifisch den Einbezug von Herkunftssprachen fokussiert, ist ein besonderes Merkmal der französischen Schulen, zu denen es hier auf der Homepage Berichte gibt.
Die spezifische sprachen- und fächerübergreifende Förderung der Umgebungssprache (Deutsch als Zweitsprache) für SchülerInnen anderer Erstsprachen oder für SchülerInnen, die erst kürzlich zugewandert sind, wird an der Steruper Schule betrieben und ist – wie die Beispiele aus Frankreich – auch auf andere Schulen und Länder übertragbar.
Die Erarbeitung einer gemeinsamen und sprachen- bzw. fächerübergreifenden Didaktik sowie ihre Pilotierung und Implementierung kann insbesondere in der Beschreibung der Meraner Schule nachvollzogen werden.
Abschlussanmerkungen
Zu Beginn des Projektes war eine bestimmte Anzahl an Schulen, die sich um die Teilnahme bemüht hatte, dabei, und alle haben sich tatkräftig an der Entwicklung von mehrsprachigkeitsbezogenen Ideen beteiligt. Im Laufe der Zeit haben manche dieser Schulen der ersten Stunde sich aus dem Projekt aus den verschiedensten Gründen verabschieden müssen, sei es wegen personeller Veränderungen und der plötzlichen Abwesenheit einer besonders engagierten Person, die stets alle anderen motiviert hat, dabei zu sein und zu bleiben; sei es wegen organisatorisch-struktureller Veränderungen an den Schulen. Neue Schulen sind hinzugekommen, weil sie PlurCur erst spät bzw. nach Projektbeginn entdeckt haben. Bei allen kann man aber sicher sein, dass die PlurCur-Saat gesät ist und dass die Idee der Mehrsprachigkeit nicht mehr wegzudenken oder zu –organisieren ist.
Das PlurCur-Team dankt an dieser Stelle allen entscheidenden Instanzen am Europäischen Fremdsprachenzentrum für die Bewilligung dieses Projektes und dem EFSZ-Team für die wertvolle Hilfe und Begleitung während der Projektlaufzeit. Wir alle sind sicher, dass auch auf institutioneller und bildungspolitischer Ebene die Idee der Mehrsprachigkeit sich weiter entwickeln, ausformen und wachsen wird.