Es wird häufig behauptet, dass „jede Lehrperson eine Sprachlehrperson ist“. Bereits 1975 veröffentlichte ein von der britischen Regierung eingesetzter Ausschuss von Bildungsexpert:innen nach dreijähriger Arbeit einen Bericht mit dem Titel „A Language for Life“ (Eine Sprache für das Leben), der sich mit den Standards der Lese- und Schreibkompetenzen und dem Sprachgebrauch im Bildungswesen befasste. Der Bericht enthielt verschiedene wichtige Empfehlungen, darunter die folgenden:
- „Jede Schule sollte über eine organisierte Sprachpolitik für den gesamten Lehrplan verfügen, die die Beteiligung jeder Lehrperson an der Sprachentwicklung [...] über alle Schuljahre hinweg festlegt.“
- „Ein substanzieller Kurs über Sprache in der Bildung [...] sollte Teil der Erstausbildung einer jeden Lehrperson der Primar- und Sekundarstufe sein, unabhängig vom Fach der Lehrperson oder dem Alter der Kinder, mit denen er oder sie arbeiten wird.” (The Bullock Report 1975:513-515).
Diese und die verschiedenen anderen Empfehlungen des Berichts wurden leider weder damals noch später im Vereinigten Königreich umgesetzt, aber sie heben wesentliche Punkte über die enge Beziehung zwischen Sprache und Lernen und über die Rolle der Lehrpersonen hervor, die ihren Schüler:innen helfen sollen, im Laufe der Schulzeit ihre Fähigkeit zur effektiven Nutzung der Sprache zu entwickeln. Die Lernenden können ihr Potenzial in keinem Fach ausschöpfen, wenn sie nicht auch in der Lage sind, die Schulsprache effektiv zu verwenden.
Betrachten wir einige wichtige Aspekte des sprachsensiblen Unterrichts etwas genauer. Einer davon ist die Art und Weise, wie Lehrpersonen selbst Sprache in ihren Interaktionen mit den Lernenden verwenden: Es gibt viele Möglichkeiten, Anweisungen zu geben, Fragen zu stellen, Feedback zu geben usw. Die Art und Weise, wie Lehrpersonen dies tun, hat Auswirkungen auf das Lernen und die Motivation der Lernenden.
Ein weiterer bedeutender Aspekt ist die Art und Weise, wie Sprache (einschließlich der Schriftsprache in Lehrwerken) eingesetzt wird, um Informationen zu vermitteln, um die Lernenden anzuregen, über neue Konzepte nachzudenken und sie mit ihren Erfahrungen in Verbindung zu bringen, oder um in Gruppenaktivitäten voneinander zu lernen usw. All dies erfordert häufig die Anleitung und Unterstützung durch die Lehrpersonen. Einige Lernende, und zwar nicht nur diejenigen mit anderen Herkunftssprachen, haben beispielsweise mehr Schwierigkeiten als andere, sich mündlich und/oder schriftlich auszudrücken.
Außerdem müssen die Lernenden in den verschiedenen Fächern des Lehrplans die Sprache auf unterschiedliche Weise verwenden, sei es bei der mündlichen Beantwortung von Fragen im Unterricht, bei der Bearbeitung einer schriftlichen Hausaufgabe oder eines Tests. Man denke zum Beispiel an die Unterschiede im Sprachgebrauch im Mathematik- und im Geschichtsunterricht.
Hinzu kommt, dass Kinder, zum Zeitpunkt der Einschulung oder auch später, vielleicht nicht bewusst über die Art und Weise nachdenken, wie wir Sprache verwenden. Wenn sie es aber tun, finden sie neue Wörter, Namen, Ausdrucksweisen und Akzente in anderen Sprachen oft sehr interessant. Lehrpersonen aller Fächer können dieses Interesse vertiefen und die „Spracherkundung“ fördern, indem sie die Lernenden dazu bringen, sich auf neue Begriffe im Zusammenhang mit dem Fach, Unterschiede zwischen informeller und formeller Sprache, Beziehungen zwischen Wörtern in verschiedenen Sprachen, kulturelle Aspekte der Sprache und vieles mehr zu konzentrieren. Wahrnehmen, Erleben und Experimentieren sind wesentliche Bestandteile des Lernens, und Sprachen bieten einen großen Reichtum, der erforscht und genutzt werden kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sprache eine Schlüsselrolle beim Erlernen eines jeden Fachs spielt, auch in Fächern wie Kunst und Musik. Für die Lernenden nimmt sie noch weitaus andere Funktionen ein, denn Sprache spielt in allen Lebensbereichen eine Schlüsselrolle. Je mehr sie wissen und verstehen, wie sie in der Schule und über Fächergrenzen hinweg lernen, gesprochene und geschriebene Sprache zu verstehen und zu verwenden, desto leichter wird es ihnen fallen, ihr Bildungspotenzial auszuschöpfen und Sprache – oder besser, ihre Sprachen – im Leben zu nutzen.